Unklar ist das Ausmaß von Landgrabbing: Nichtregierungsorganisationen wie Oxfam oder ActionAid behaupten in ihren Kampagnen gegen Biokraftstoffe, dass für die Rohstoffproduktion von Biodiesel und Bioethanol weltweit in großem Umfang „Landgrabbing“ stattfindet. Allerdings gehen die Annahmen über das tatsächliche Ausmaß der Flächen stark auseinander. ActionAid behauptet, landgrabbing für Biokraftstoffe geschehe auf 50 Millionen ha weltweit (Fuel for Thought, Addressing the social impacts of EU biofuels policies, 2012). Dagegen hat das Forschungsinstitut Ecofys in einer neuen Studie herausgefunden, dass etwa 1,8 Mio. ha für Biokraftstoffe durch landgrabbing erlangt wurden, also etwa 28 Mal weniger als ActionAid behauptet (“Land grabs for biofuels driven by EU biofuels policies”, Ecofys 2013). Aufgrund der europäischen Biokraftstoffpolitik sei es zu landgrabbing auf einer Fläche von höchsten 0,76 Mio. ha gekommen.
Ein Grund für die großen Differenzen über das Ausmaß von Landgrabbing:
Ein Beispiel hierfür aus der Medienberichterstattung:
In großen deutschen Zeitungen wurde berichtet, dass ein chinesisches Unternehmen in der Ukraine eine Fläche von 100.000 ha Ackerland für 50 Jahre gepachtet habe. Später sollten dann insgesamt drei Millionen ha bewirtschaftet werden (etwa die Größe Brandenburgs, ca. 1/3 der deutschen Ackerfläche).
Wenige Tage später meldeten Fachmedien, dass es sich um eine Falschmeldung gehandelt habe – tatsächlich ging es um die Lieferung von Bewässerungssystemen durch eine chinesische Firma an eine ukrainische Agrarholding.